Mensch Heimat | Wir aus Daun

Pressetext SWR: „Ein Schluck aus dem Drees, ein Spaziergang entlang der Maare, das ist die Eifel. Drei Menschen aus Daun setzen sich auf ihre ganze eigene Art und Weise für den Erhalt ihrer Heimat ein – die Naturerlebnispädagogin Trudi Osiewacz, der Kultur- und Musikwissenschaftler Dr. Tim Becker sowie Spitzenkoch Stefan Kessler.

Mensch Heimat- das sind Liebeserklärungen von drei Menschen an ihre gemeinsame Heimat. Sie leben da, wo andere Urlaub machen.“

Der SWR begleitete Tim Becker, wie er mit Sven Nieder und Mario Reis in Bäche der Eifel steigt, mit Darscheidern Platt spricht und den Florinshof in Gillenfeld besucht. Danke an das Team um Uli Langguth!

Der Beitrag wurde im SWR Fernsehen erstmals am 21. Februar ausgestrahlt.

Sven Nieder geht der Natur der Vulkaneifel mit all ihren Facetten gerne auf den Grund. Seine Fotografien zeigen den besonderen Augenblick, in welchem Licht und Natur für ihn das tiefe Gefühl widerspiegeln: „Das ist Eifel“. Dr. Tim Becker horcht, wann immer es möglich ist, mit Leidenschaft in die Klangwelt seiner Heimat hinein. Für die Arbeit am Kalender 2020 der Kreissparkasse Vulkaneifel entwickelten beide die Idee, Fotografie und Klangaufnahmen in einem künstlerischen Konzept zusammenzubringen. Nicht in der zeitgleichen Verbindung von Bild und Ton, sondern aus der je eigenen Perspektive des Fotografen und des Musikwissenschaftlers. Hierzu stellten sie sich über ein Jahr hinweg, meist unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen Zeiten, in die Flüsse und Bäche der Vulkaneifel, blickten und horchten. Mit dem Auge und Ohr dicht über der fließenden, gurgelnden und strudelnden Wasseroberfläche.

In diesem Podcast hören Sie die Klangaufnahmen aus den Eifeler Flüssen.

Ansinnen des Podcasts ist es, mit einem einfachen Versuchsaufbau an bestimmten Orten fließendem Wasser und den mannigfaltigen Geräuschen der Umgebung für 3 Minuten nachzulauschen. Ein einfaches digitales Aufnahmegerät mit Windschutz, auf einem kleinen Stativ montiert, steht der Klangquelle gegenüber oder lauscht im vorgefundenen Klangraum mehreren akustischen Ereignissen. Dabei wird der jeweilige Klang nicht für ein inszeniertes Hören im Konzertsaal oder auf einer High-End-Hifi-Anlage aufgezeichnet und weiterverarbeitet, sondern möglichst so aufgefangen, wie wir unsere Ohren an diese Orte mitbringen und dort spontan mit dem bewusstem Hin-Hören beginnen. Ein lauschendes Eintauchen in einen Ort, an welchem aus ganz bestimmten Gründen Wasser in Bewegung ist. Für 10 Minuten. Ohne gesprochenes Wort.

Die Eifel ist ein Wasserland. Westwinde vom Atlantik wringen beharrlich ihre mitgeführten Wolken an den Hügeln und Bergen aus. Die Ardennen und Eifelhöhen bilden für sie den ersten nennenswerten Widerstand. Eifelwetter ist ohne Regen nicht denkbar. Manch Eifeler ist mit allen Wassern gewaschen. Wasser fließt seit jeher hier so reichlich, dass frühe Chronisten und Vermesser der Welt von diesem Fleckchen Land gar behaupten: »Von den Astrologis wird es Cloaca Planetarum genennet, weil der himmel allda meistens voller Wolcken und Regen hängt«(1) – als strömten alle Wasser der Welt hinab in die Täler. Maare, Moore, Dreese, Quellen, Bäche, Flüsse, einzigartig ist die Eifel auch dank ihres Wassers. Der Geruch eines Herbstwaldes nach langem Regen steigt hier anders als irgendwo sonst in die Nase. Der Klang des Gurgelns und Sprudelns der vielen Dreese ist in seinem Variationenreichtum einzigartig. Und Menschen auch weit jenseits der Eifel kennen den Geschmack eifeler Mineralwässer.

Das Reizvollste mag jedoch sein, dem Weg des Wassers zu folgen. Den Verlauf der Bäche und Flüsse begleiten die schönsten Wege im Herzen Europas, durch Wälder und Schluchten, vorbei an unzähligen Mühlen und sagenumwobenen Orten: »Vom Wasser haben wir’s gelernt«, das Wandern …

1) Antoine Augustin Bruzen de La Martinière: Historisch-politisch-geographischer Atlas der gantzen Welt, Leipzig 1749, Sp. 1015.

Eine Eigenschaft teilen sich der kleine Fluss Lieser in der Vulkaneifel und die Petronas Towers in Kuala Lumpur: Von der Quelle in Boxberg bis zur Mündung in Lieser an der Mosel fließt das Wasser etwa 452 m durch die Eifeltäler hinab, entsprechend der Höhe der malaysischen Zwillingstürme. Knapp 10 Sekunden würde das Wasser im freien Fall benötigen, von den Turmspitzen bis zum Boden. Für diesen Weg nimmt die Lieser rund 74 Kilometer in Richtung Mosel.

Auch wenn die Lieser eines der längsten Flüsschen der Eifel ist, durchläuft sie nur vergleichweise wenig zivilisatorische Gebiete. Weite Strecken grenzt keine Ortschaft an ihr Ufer, nur wenig konnte der Mensch ihr abringen, an ihr begradigen oder kanalisieren oder schlichtweg verschandeln. Auch deshalb ist der Lieserpfad einer der schönsten Wanderpfade, den die Eifel zu bieten hat. Er ermöglicht über weite Strecken ein Eintauchen in ein ursprüngliches, unverstelltes Erleben von Natur. Ohne flankierende Straßen, ohne Motorengeräusche, mit dem Rauschen des Wassers, des Waldes und dem Gesang der Vögel. Jede Biegung birgt neue, überraschende Perspektiven. An den Manderscheider Burgen vorbei oder der ein oder anderen Mühle, deren Mühlrad schon von weitem zu hören ist, stellt sich dem entschleunigten Wanderer die Frage, wie es in früheren Zeiten wohl zugegangen ist.

Quellhöhe: 560 m | Mündungshöhe: 108 m | Höhenunterschied: 452 m | Länge: 74 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Lieser

Aufnahmeort: Lieserpfad an der Üdersdorfer Mühle.

Kaum eine Flusslandschaft der Eifel ist so eindrucksvoll entstanden, wie der Alfbach in der Strohner Schweiz. Einst versperrten Lava-Ströme des Wartgesberg-Vulkans den ursprünglichen Verlauf des Wassers. Ein großer See staute sich auf, dessen Ebene heute noch zwischen Gillenfeld und Strohn gut zu erahnen ist. Einige Ewigkeiten bedurfte es, um den harten Damm dann endlich zum Wanken zu bringen. Mit ein wenig Phantasie sieht es so aus, als hätten Wassermassen das vulkanische Gestein in einem Augenblick durchbrochen, und Unmengen an Gestein mit sich gerissen. An den Flanken des Tals der Strohner Schweiz liegen große und kleine Brocken aus Fels wild verstreut und im brausenden Alfbach türmen sich Äste und Stämme, bevor das Wasser wieder in ruhigere Gefilde Richtung Sprinker Mühle entlassen wird.

Die neu gestaltete Quelle des Alfbachs liegt nördlich von Darscheid auf der Gemarkung Hörscheid. Von hier schlängelt sich das zunächst noch kleine Bächlein durch feuchte Wiesen, am verlassenen Dorf Allscheid vorbei, Mehren entlang bis Gillenfeld, um kurz hinter Strohn, dort wo die Lavabombe steht, über die Felsen hinabzuspringen.

Quellhöhe: 549 m | Mündungshöhe: 95 m | Höhenunterschied: 454 m | Länge: 52 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Alf

Aufnahmeort: Strohner Schweiz

Das Naturschauspiel des Wasserfalls Dreimühlen bei Nohn ist eher beiläufig entstanden – und menschengemacht. Drei Quellbächlein wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zusammengefasst und weitergeleitet, um einer mittlerweile stillgelegten Bahnstrecke Raum zu geben. Seither fällt das rund 50 Meter lange Bächlein über Stufen knapp 6 Meter in die Tiefe und lagert unermüdlich Kalk ab. Etwa 10 cm wächst der Wasserfall hierdurch pro Jahr, zwei bis drei Millimeter pro Tag. Kinder, die heute geboren werden, dürften während ihrer Lebenszeit acht bis neun Meter weiteren Wachstums beobachten können. Womöglich verändert der Wasserfall dann auch ein wenig den Verlauf des Ahbachs, in den er mündet, wenn der Mensch nicht erneut Hand anlegt.

Der Ahbach entspringt bei Betteldorf und durchfließt das malerische Tal des Dreiser Maarkessels. Wäre er nur knapp einen halben Kilometer südlicher entsprungen, würde sein Wasser bis zur Mosel fließen. So fließt er über die Ahr, die ihren Weg in den Rhein findet.

Quellhöhe: 559 m | Mündungshöhe: 331 m | Höhenunterschied: 228 m | Länge: 21 km
Mündungsfluss: Ahr | Mündungsort: Ahrdorf

Aufnahmeort: Wasserfall Dreimühlen bei Nohn

Der Hillesheimer Bach begleitet die Wanderer das erste Stück auf ihrer neunten Etappe des Eifelsteigs von Hillesheim nach Gerolstein. In rund fünfeinhalb Stunden sind 20 km zu bewältigen, die einen faszinierenden Einstieg in die vielfältigen Facetten der Vulkaneifellandschaft bieten. Kurz nach dem Start öffnet sich das malerische Bolsdorfer Tälchen zu einer weiten Wiesen- und Bachlandschaft. Doch auch Spaziergänger lädt das Tal zu sinnlichem Erleben der Natur ein. Ein Barfußpfad gibt die Anregung, das bewusste Gehen auf Natur-Materialien der Vulkaneifel intensiv zu erfahren.

Wie in vielen Bereichen der Eifel ist hier ein Wandel von einem Nutz- und Abwasserbach, hin zu einer naturnahen Wahrnehmung des Lebensraums Wasser zu verzeichnen. Ein Bach wird nicht mehr als Hindernis betrachtet, welchem durch Begradigung und Drainagen zu Leibe gerückt wird, sondern als wertvoller Raum, den es von menschlicher Kurzsicht zu befreien gilt. Derzeit wird der Hillesheimer Bach in seinem Verlauf durch verschiedene Maßnahmen renaturiert, um dem Leben im und am Wasser wieder Chancen zur reichhaltigen Entfaltung zu geben.


Quellhöhe: 547 m | Mündungshöhe: 383 m | Höhenunterschied: 164 m | Länge: 7 km
Mündungsfluss: Kyll | Mündungsort: Bolsdorf

Aufnahmeort: Bolsdorfer Tälchen

Die Kyll ist der längste und wasserreichste Fluss der Eifel. Knapp 128 km schlängelt er sich von der belgischen Grenze bei Losheim durch Wiesen und Felsen bis zur Mündung in die Mosel bei Trier-Ehrang. 537 m Höhenunterschied liegen zwischen Quelle und Mündung. Dreieinhalbmal die Höhe des Kölner Doms überwindet das Wasser. Ähnlich geschichtsträchtig wie bei der Entstehung des steinernen Weltkulturerbes dürfte es auch an den Ufern der Kyll im Laufe der Jahrhunderte zugegangen sein. Straßen und Wege der Römer folgten ihrem Lauf, Siedlungen von Kelten, die der Kyll ihren Namen gaben (gilum), entstanden und vergingen, bis sie und ihre angrenzenden Felder und Wälder zum Lebens- und Verkehrsraum der Moselfranken wurden. In alten Urkunden markiert die Kyll Grenzen zu Jagdrevieren der Trierer Kurfürsten und Adeligen. Sie war ein wichtiger Kommunikationsweg ihrer Herrschaft. Das Wasser der Kyll wurde zum Antrieb zahlreicher Mühlen genutzt, ihre Fische bereicherten die oft kargen Speisepläne der Eifeler. Im Zeitalter der Industrialisierung bot sie den Raum für die Schienen der Eisenbahn und bietet heute noch zahlreichen Bahnreisenden eine Aussicht auf die Eifellandschaft. Die Kyll prägt das Gesicht von Stadtkyll und Gerolstein, durchfließt den Landkreis Vulkaneifel vom Norden nach Süden und verlässt ihn bei Densborn in Richtung Eifelkreis.

Quellhöhe: 660 m | Mündungshöhe: 123 m | Höhenunterschied: 537 m | Länge: 128 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Trier-Ehrang

Aufnahmeort: Densborn

Die kleine Wirft entspringt an der B51 nördlich von Reuth und durchfließt eine Vulkanlandschaft an einer Flanke des Dehner Maares. Auf den rund 11 km ihres Weges umfließt sie Schönfeld, durchläuft viele Wald- und Waldrandgebiete, bis sie vor Stadtkyll an einer Ferienanlage vorbeifließt, aufgestaut wird und einen kleinen See bildet. Hiernach läuft die Wirft durch Stadtkyll und mündet in die Kyll.

Für Naturbegeisterte hat das Wirfttal einen besonderen Reiz. Seltene Schmetterlinge, Schwarzstorch oder Eisvogel gehören zu den Bewohnern von Bachlandschaft, Feuchtwiesen und Wäldern. Zur Wassergewinnung für Schüller wurde im Wirfttal lange Zeit eine sogenannte Lambachpumpe eingesetzt, welche die Kraft des gewonnenen Quellwassers selbst nutzte, um die Leistung zu erbringen, das Wasser in höhergelegene Stationen zu pumpen. Heute ist sie ein Technik-Denkmal.

Quellhöhe: 600 m | Mündungshöhe: 447 m | Höhenunterschied: 153 m | Länge: 11 km
Mündungsfluss: Kyll | Mündungsort: Stadkyll

Aufnahmeort: Vor den Toren Stadtkylls

Wasser war viele Jahrhunderte die bedeutendste Kraft der Eifel. Das Wissen, mittels Mühlgräben, Stauwehren, Rädern, Achsen und Transmissionsriemen auch aus den kleinsten Rinnsalen übermenschliche Kraft zu gewinnen, um gewaltige Arbeiten zu verrichten, war überlebenswichtig. Korn zu Mehl zu mahlen bedeutete die wichtigste Sicherung der Ernährung. Aber auch mittels Hammerwerken erzhaltiges Gestein zu ertrümmern, um Eisen zu gewinnen, Holz zu sägen, um Baustoffe herzustellen, erleichterte das Leben enorm. Wenn Mühlen Feuer fingen und niederbrannten, was nicht selten geschah, bedeutete dies eine Katastrophe für ganze Landstriche. Das technische Verständnis für die Mühlwerke sicherte den zahlreichen Müllersfamilien der Eifel einen bescheidenen Wohlstand. Viele Müller im Laufe der Jahrhunderte kamen von außerhalb in die Eifel, gründeten Familien und gaben ihr Wissen an die nächsten Generationen weiter. So auch an den zahlreichen Mühlen entlang der Üß.

Der enge und steile Weg zur Strotzbüscher Mühle hinab in das enge Tal des Üßbachs lässt auch heute noch erahnen, wie mühsam und gefährlich es gewesen sein musste, mit Ochsen- oder Handkarren den Zielort zu erreichen. Heute kommen die Menschen zur Erholung, schlagen ihr Zelt auf, angeln, entspannen und genießen die Ruhe des abgeschiedenen Orts – und einen Schluck aus einer 19,2 Grad Celsius warmen Mineralquelle.

Quellhöhe: 493 m | Mündungshöhe: 101 m | Höhenunterschied: 392 m | Länge: 49 km
Mündungsfluss: Alfbach | Mündungsort: Alf

Aufnahmeort: Unweit der Strotzbüscher Mühle

Der Michelbach ist mit rund 6 km Länge eines der kürzeren Gewässer der Vulkaneifel. Dabei legt er von der Quelle bis zur Mündung dennoch einen Höhenunterschied von 227 m zurück. Er entspringt in einem Seitentälchen zwischen Neroth und Gees und gewinnt sein Wasser aus den Hängen des Salmwaldes. Der Michelbach fließt lediglich durch einen Ort, dem er seinen Namen gibt, bevor er bei Birresborn in die Kyll mündet.
Der Salmwald, dem der Michelbach entspringt, ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Rheinland-Pfalz und ein faszinierender Ort mit abgeschiedenen Wegen und zahlreichen Bächen. Beliebt bei heimischen Pilzesuchern, die jedoch nie auf den Gedanken kämen, ihre besten Fundstellen preiszugeben … Auch große Eichen- und Hainbuchenwälder finden sich bei Michelbach, mit Bäumen, die älter als 160 Jahre sind.

Quellhöhe: 564 m | Mündungshöhe: 337 m | Höhenunterschied: 227 m | Länge: 6 km
Mündungsfluss: Kyll | Mündungsort: Birresborn

Aufnahmeort: Holzbrücke bei Michelbach

Wie klingt es in den Tälern der eifeler Bäche und Flüsse? Im Tal der Kleinen Kyll, die bei Neroth entspringt, flankieren von Oberstadtfeld, über Niederstadtfeld bis Schutz das Gewässer einige Straßen. Allerhand Motoren von Autos, LKW, Traktoren, Motorrädern, Flugzeugen, aber auch Rasenmähern und Sägen sind tagsüber fast immer zu hören. Einzutauchen in eine Klangwelt der Kleinen Kyll, wie sie in früheren Zeiten vielleicht einmal war, gelingt erst allmählich, sobald das Flüsschen Schutz verlässt und Richtung Bleckhausener Mühle fließt. Damals wird mit jedem Schritt das klappernde und ratternde Rad der Mühle mehr und mehr zu vernehmen gewesen sein. Heute eröffnet sich ein akustischer Bereich, der die meiste Zeit frei von Motoren zu erleben ist. Zunächst mag man dies als Stille empfinden, bei näherem Hinhorchen wird es jedoch äußerst lebendig.

Der sich durch das immer enger werdende Tal windende Bach gluckert und gluckst, Strudel sind zu hören, Wellen, die an Ufer schlagen, Tropfen, die von Pflanzen fallen. Und je mehr sich das Ohr frei machen kann vom Geräuschbrei des Alltags, umso mehr öffnet es sich für das gelegentliche Kullern der Steine im Wasser, das Knacken des morschen Holzes, das über dem Wasser hängt. Es wird frei für den Wind, der durch die Bäume und Wiesen streicht, für das Gezwitscher der unterschiedlichsten Vögel und die Rufe anderer Tiere. Im Herbst sind selbst die Blätter zu hören, wie sie vom Wind von den Ästen leise knackend losgerissen werden und ins Wasser platschen oder auf dem Boden landen und zusammen mit trockenem Laub fortgeweht werden. Und weiter geht’s, voll im Klangbad der Natur, an der Bleckhausener Mühle vorbei, durch Sauerseifen, zur Heidsmühle, und schließlich bis zur Mündung in die Lieser bei Manderscheid. Jedes einzelne Motorengeräusch dringt nun deutlich wie selten an unsere Ohren, zunächst störend, bis es im Klangbrei des Alltags wieder untergeht, den wir schon gar nicht mehr wahrnehmen.

Quellhöhe: 584 m | Mündungshöhe: 246 m | Höhenunterschied: 338 m | Länge: 24 km
Mündungsfluss: Lieser | Mündungsort: Manderscheid

Aufnahmeort: Auf dem Weg zur Bleckhausener Mühle

Pütz, Born, Drees, Brunnen, Quelle, Bach, Fluss, Weiher, Stausee, Maar oder Moor – welchen Beinamen trägt das eifeler Wasser? Der Pütz befand sich im Haus oder unmittelbar daneben. Er versorgte die Menschen mit dem Wasser, das sie fürs Kochen und vielleicht noch fürs Kleinvieh benötigten. Nur noch in wenigen alten Häusern ist er erhalten, mit Steinen eingefasst im lehmgestampften Keller. Die meisten jedoch wurden, nachdem das Wasser bequem aus der Leitung floss, mit Schutt gefüllt, betoniert und vergessen. Der Born versorgte im Ortskern die Menschen und ihr Vieh. Hier wusch man Kleidung, Rummeln und Kappes.
Hier traf man sich zum Tratschen und tauschte Neuigkeiten aus. Über 50 Dreese in der Vulkaneifel bieten geschmackliche Abwechslung. Die Sauerbrunnen stillen den Durst an heißen Tagen, bieten wertvolle Mineralien und lassen den Teig von Buchweizen- und Pfannkuchen locker werden. In Brunnen wird sauberes und weiches Grundwasser gewonnen, das die Menschen heute versorgt. Aus Quellen speisen sich Bäche, aus Bächen werden Flüsse. Zuweilen wird der Lauf der Bäche ein wenig aufgehalten, Weiher angelegt, um dort Fisch zu züchten, der seit jeher gern auf dem Teller des ein oder anderen Eifelers landet. Vulkanische Eruptionen lassen Maare entstehen, aus denen einige im Lauf der Jahrtausende zu Mooren werden. Konnte der Mensch früher nur mit großer Mühe dem Wasser abringen, was er von ihm benötigte, so bilden Stauseen wie der Üdersdorfer Stausee oder der Stausee bei Jünkerath heute vielfältige Möglichkeiten für Angler, Urlauber und Sportler. Auch der in Sassen entspringende Uersfelder Bach wird zu einem kleinen See aufgestaut, an dem sich seit vielen Jahren Urlauber in einer Ferienanlage erholen.

Quellhöhe: 540 m | Mündungshöhe: 390 m | Höhenunterschied: 150 m | Länge: 6 km
Mündungsfluss: Elzbach | Mündungsort: Lirstal

Aufnahmeort: Heilbachsee

Ein alter Maarkessel südlich von Schalkenmehren birgt ein einzigartiges Areal einer Natur- und Kulturlandschaft abseits der klassischen Touristenziele der Vulkaneifel. Hier sollte ein jeder hin, der die Vegetation, die Tiere und die Landschaft der Vulkaneifel hautnah erleben möchte, ohne einem Menschen zu begegnen. Der nördliche Zugang über eine Autobahnbrücke der A1 lässt kaum erahnen, dass nur wenige Schritte vom Lärm und Abgas der Fernstraße, durch einen natürlichen Wall geschützt, diese atemberaubend stille Landschaft liegt.
Heute zeigt sich eine weite Flachmoorlandschaft, die eine große Anzahl seltener Pflanzen, wie dem Sonnentau und anderen Moorpflanzen, eine Heimat bietet. Vögel sind zu beobachten und in dämmrigen Stunden Rotwild, Wildschwein, Hase u. v. m. Dabei hat dieser Kessel mehrere Wandlungen hinter sich. Mit Ausgang des Mittelalters wurde ein Großteil mit einem Damm abgetrennt, um ein Gewässer aufzustauen, in dem Fische für die Tafeln der Kurfürsten von Trier gewonnen wurden. Im 19. Jahrhundert gewann man aus den meterhohen Torfschichten Brennstoff. Erst in jüngerer Zeit wurde dem Flachmoor wieder Raum gegeben. Der Besucher hat die Möglichkeit, an einer Plattform mit zahlreichen aufbereiteten Informationen zu Pflanzen und Tieren möglichst schadlos in die Landschaft einzutauchen. Aus dem Mürmes speist sich ein Teil des kleinen, bei Ellscheid entspringenden Mürmesbachs, der zwischen Udler und Saxler in den Alfbach mündet.

Quellhöhe: 457 m | Mündungshöhe: 397 m | Höhenunterschied: 60 m | Länge: 2 km
Mündungsfluss: Alfbach | Mündungsort: Saxler

Aufnahmort: Am Mürmes-Wehr

Als Walmerbach ist der am Prümscheid im Salmwald entspringende Bach bei den Wallenbornern nicht unbedingt geläufig. Als »Schotzer Baach« (da er nach Schutz fließt) ist er dort jedoch sprichwörtlich geworden. Heißt es über jemanden, er gehe den »Schotzer Baach rôf«, meint man nicht, dass dieser dem Bach entlang nach Schutz hinunterläuft, sondern bildlich, dass es um sein Wirtschaften und Handeln schlecht bestellt ist. Mit ihm oder ihr geht’s bergab, vor die Hunde, ins Elend … oder was auch immer.
Der Bach selbst enthält besondere Zeugnisse des Vulkanismus. In ihm ist Wasser der Wallenborner Sauerbrunnen enthalten sowie rund alle 20 Minuten auch schwefelig riechendes Wasser des Kaltwassergeysirs »Wallender Born«, oder »Brubbel« genannt. Bevor er den vulkanischen Burberg bei Schutz umfließt, um in die Kleine Kyll zu münden, fließen in ihn die Wasser des Marschbachs, der an den Hängen des weitgehend unbekannten und in der Landschaft nur schwer auszumachenden Wallenborner Maares entspringt.

Quellhöhe: 565 m | Mündungshöhe: 352 m | Höhenunterschied: 213 m | Länge: 7 km
Mündungsfluss: Kleine Kyll | Mündungsort: Schutz

Aufnahmeort: Vor Schutz

Unweit des Geeser Baches liegt der Geeser Drees. In seinem rund gefassten Quelltopf brodelt stetig das rötliche Wasser.

50°13’14.91″N 6°42’11.71″E