Selbstbestimmt bis zum Lebensende – voller Saal und berührende Diskussion in Daun
Daun. Der Tod ist eines der letzten großen Tabus. Und doch füllten über 100 Menschen am Donnerstagabend das Foyer der Pflegeschule Daun, um genau darüber zu sprechen: Wie kann ein Leben selbstbestimmt enden – und was bedeutet das überhaupt?
Beim 13. Gesundheits- und Pflegestammtisch, den die Pflegeschule gemeinsam mit den Pflegestützpunkten im Landkreis Vulkaneifel veranstaltete, wurde das Thema mit spürbarem Ernst, aber auch mit Wärme und Offenheit diskutiert. Dr. Tim Becker, der den Abend moderierte, führte mit dem Gedanken ein, dass in einer Gesellschaft, die alles verfügbar machen will, Sterben und Tod weiterhin zum Unverfügbaren gehören. Über Selbstbestimmung zu sprechen heiße, über den eigenen Willen zu reflektieren – und darüber mit Angehörigen ins Gespräch zu kommen.
Im Verlauf des Abends wurde deutlich, wie vielfältig Selbstbestimmung am Lebensende gelebt und unterstützt werden kann.
So berichtete Frau Rademacher vom Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Caritas Westeifel, dass viele Menschen den Wunsch äußern, ihre letzte Zeit in vertrauter Umgebung zu verbringen. Die ambulante Hospizarbeit ermögliche es, diesen Wunsch zu erfüllen, Angehörige zu entlasten und Raum für letzte Wünsche zu schaffen.
Auch Philipp Sonnen vom Bestattungshaus Sonnen & Regnery stellte einen Wandel fest – nicht nur in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, sondern auch im gesellschaftlichen Umgang mit Tod und Abschied. Das neue rheinland-pfälzische Bestattungsgesetz schaffe mehr Gestaltungsspielraum und betone zugleich die Bedeutung einer qualifizierten Begleitung durch Bestatterinnen und Bestatter. Abschiedskultur, so sein Eindruck, werde persönlicher, individueller und näher am gelebten Leben.
Das Thema Vorsorge griff Monika Seimetz vom Betreuungsverein Westeifel auf. Sie machte deutlich, dass Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung weit mehr sind als bloße Formalitäten. Wer sich rechtzeitig mit diesen Fragen beschäftigt, übernehme Verantwortung – für sich selbst und für die Menschen, die eines Tages Entscheidungen treffen müssen.
Wie sich Selbstbestimmung auch in Pflege und Begleitung ausdrücken kann, zeigte Edgar Heckel, Pflegedienstleiter des Hospiz Wittlich. Er beschrieb sein Haus als Lebensort, in dem Gäste den Tagesrhythmus selbst bestimmen und ihren Alltag nach eigenen Bedürfnissen gestalten können. Gerade in der letzten Lebensphase, so betonte er, sei es wichtig, dass Menschen Einfluss behalten – auf kleine Abläufe ebenso wie auf große Entscheidungen.
Von der Bedeutung des Zusammenspiels verschiedener Professionen berichtete anschließend Regina Fromme von der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Westeifel. Ärztinnen, Pflegekräfte, Ehrenamtliche und Familien arbeiteten hier eng zusammen, um schwerkranke Menschen in ihrem häuslichen Umfeld zu begleiten. Ziel sei es, Beschwerden zu lindern und Selbstbestimmung zu ermöglichen – unabhängig davon, wo jemand lebt.
Einen weiteren Akzent setzte schließlich Reinhard Konermann von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS). Er erinnerte daran, dass das Grundrecht auf einen begleiteten Suizid in Deutschland bereits seit 5 Jahren besteht, vielen Menschen jedoch kaum bekannt sei. Es fehle an Information, Aufklärung und Beratung, um dieses Recht auch tatsächlich wahrnehmen zu können.
In der abschließenden Diskussion kamen zahlreiche Fragen aus dem Publikum auf – zu Verantwortung am Lebensende, zu neuen Bestattungsformen, zu Hospizaufnahmen und zur Rolle des Ehrenamts in der palliativen Versorgung.


