Am Rande des Dorfes Wallenborn liegt der alte Drees des Dorfes. Sein Wasser wurde von den Menschen auch in früherer Zeit sehr geschätzt. Zum Einsatz kam es als Erfrischungsgetränk bei der kräftezehrenden Feldarbeit oder in der Küche beim Backen der traditionellen Buchweizenküchlein (Heedeléschkoochen). Zumeist war es Aufgabe der Kinder, das leckere Wasser von der Quelle zu holen. Hierzu kam meist das kleine Milchkännchen aus Blech zum Einsatz, welches mit Deckel und Henkel auch von den Kleinen gut getragen werden konnte.

50° 9’19.22″N 6°42’57.63″E

Ein kleines Rinnsaal im Blätterrauschen der Bäume.

Dass die Oberstadtfelder einen Drees haben, dürfte vielen Eifelern unbekannt sein. Er liegt westlich außerhalb des Dorfes, unscheinbar am Mühlenbach, der nach Niederstadtfeld Richtung Kleine Kyll fließt. Ein kleiner Wegweiser „Sauerbrunnen“ weist den Weg über den Bach hinauf zum Drees. Stetig rieselt ein kleiner Wasserstrahl aus dem Stahlrohr aus der steinernen, rundgefassten Quelle. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Ein besonderer Ort der Stille, den es lohnt, ihn aufzusuchen.

Aufnahmeort: Drees bei Oberstadtfeld
50°10’16.1″N 6°45’30.3″E

Der Drees am Fischbach bei Birresborn ist neu hergerichtet worden. Ein Ablauf zum Bach nimmt das plätschernde Dreeswasser nach wenigen Metern auf.

50°10’45.39″N 6°36’50.32″E

Meist plätschert er nicht mehr, der Drees am Laubachshof bei Oberehe. Das Rauschen der Fahrzeuge übertönt seine wenigen Tropfen. Vermutlich ist dieser Drees einer der auch für die Eifeler unbekannteren Quellen. Obwohl auf dem Weg von Hillesheim nach Daun direkt an der B 421 gelegen, fahren täglich tausende Menschen mit ihren Fahrzeugen vorbei. Viele von ihnen, um die Lücke der A1 zu umfahren. LKW machen hier Rast, um ihre gesetzmäßigen Ruhepausen einzuhalten. Feuerstellen und leere Flaschen lassen ihn verwahrlost aussehen. Wohl fristet der Platz um den Drees eher ein Dasein als Toilette, denn als Quellort zum Verweilen …

Aufnahmeort: Drees am Laubachshof bei Oberehe
50°16’24.4″N 6°46’29.8″E

Der Säuerling bei Strotzbüsch am Ueßbach liegt in einem Tal, dass sich entlegen anfühlt, sobald man hinabsteigt. Die nahe gelegene Strotzbüscher Mühle ist daher bei Campern sehr beliebt. Inmitten einer engeren Talschlucht windet sich der Bach durch schmale Wiesen. Eine Waldliege lädt zum Bleiben ein. Die Quelle weist eine Temperatur von ca. 15 Grad auf.

50° 6’25.57″N 6°58’47.33″E

In dieser Aufnahme gibt es den Wechsel-Gesang eines Stieres mit den Kühen der gegenüberliegenden Weide zu hören. Durch die trichterförmige bauliche Anlage des Dreeses werden die Tierstimmen der angrenzenden Weiden eingefangen und verstärkt. Daneben plätschert leise der Drees.

Der Duppacher Drees liegt am östlichen Rand des einstigen Duppacher Maares, welches vor hundertausenden Jahren entstand und im Laufe der Zeit verlandete. Mit besonderem Augenmerk haben die Duppacher die Materialien des steinernen Pavillons ausgewählt, der die Quelle schützt: Der Brunnen ist aus unterdevonischer Grauwacke gemauert, durch den der Duppacher Vulkan einst hindurchbrach. Das Dach wird von Säulen aus vulkanischem Basalt getragen. Das Wasser zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Eisen, Natrium, Calcium und Hydrogencarbonat aus und ist ein sogenannter, Natrium-Calcium-Hydrogencarbonat-Säuerling.

Die Hinweistafel nahe des Dreeses verzeichnet folgende Konzentrationen der gelösten Elementen:
Kationen: Natrium (Na) 219,0 mg/l | Kalium (K) 13,7 mg/l | Calcium (Ca) 238,5 mg/l | Magnesium (Mg) 160,5 mg/l
Eisen (Fe) 5,5 mg/l | Mangan (Mn) 0,1 mg/l
Anionen: Hydrogencarbonat (HCO3) 2050 mg/l | Chlorid (Cl) 11,2 mg/l

50°15’49.70″N 6°33’5.06″E

Nicht allzu weit vom schönen Eicholzmaar gelegen, ein wenig den Lauf des Gussbachs ansteigend, findet sich der Steffelner Drees. Ein wenig erinnert die steinerne Fassung des aus dem Boden quellenden Wassers an ein Schlüsselloch zu einer anderen Welt, aus dessen Tiefel das rotbraune Wasser emporsteigt. Das sanfte Zerplatzen der Bläschen im Dreestopf mischt sich mit dem Rauschen des Waldes. Der Drees ist stark eisen- und manganhaltig. Dafür findet sich hierin vergleichsweise wenig Calcium und Magnesium.

50°16’21.91″N 6°33’26.34″E

… oder auch nicht. Im trockenen Sommer 2020 ist er weitgehend versiegt, kaum eine Bewegung in der gefassten Wasserstelle ist vernehmbar. Ein Spaziergänger mit Hund zeigt sich verwundert, warum ein Mikrofon auf eine Pfütze ausgerichtet ist. Dennoch ist die Aufnahme voller Klang …

50°16’18.96″N 6°34’18.04″E

Unweit der Nürburgquelle in Dreis-Brück sprudelt die Heilquelle Vulkania ihr Wasser aus dem Rande des Dreiser Maarkessels. An diesem Ort trifft die Heilkraft des Wassers auf einen Ort innerer Einkehr. Wenige Schritte von der Quelle steht eine Kapelle, die dazu einlädt, ein wenig länger zu verweilen. Ein Ort, den tagtäglich unzählige Menschen in ihren Autos passieren, ohne ihn zu kennen.

50°16’5.71″N 6°46’21.89″E

Auf Einladung der Evangelischen Akademie Bad Boll präsentiert Dr. Tim Becker am 23. Juli Potentiale zum Thema „Soziales Dorf – Sorgende Gemeinschaft. Wie wir Veränderungsprozesse in ländlichen Räumen gestalten können“
Weitere Informationen unter: www.ev-akademie-boll.de

Die Dunaris-Quelle im Kurpark Daun startet auf Knopfdruck. Ihr Wasser sprudelt etwa 40 Sekunden in das bronzene Becken. Im Hintergrund sind die Fontäne des Kurparksees zu hören sowie die Spaziergänger, die den sonnigen Tag genießen.

50°11’6.53″N 6°49’58.44″E

Einer der unbekanntesten Dreese der Eifel liegt außerhalb des Ortes mit der wohl bekanntesten Quelle: Der Wallenborner Felddrees. Er wurde erst in den letzten Jahren wieder neu erschlossen und zugänglich gemacht. Außerhalb des Dorfes, an einer Böschung liegend, stillte er in früheren Zeiten den Durst der Bauern auf dem Feld. Heute lädt eine Bank zum Ausruhen ein. Er bildet einen sehenswerten Kontrast zum touristisch erschlossenen „Brubbel“.

Die Aufnahme entstand an einem windigen Sommertag, ein Gewitter lag in der Luft. Einige Tropfen Regen fielen. Im Hintergrund sind die starken Windböen zu hören, die durch die Bäume fahren.

50° 8’56.03″N 6°42’55.90″E

Den Lieserpfad hinab, zwischen Weiersbach und Üdersdorfer Mühle liegt der Drees am Dreesberg. Dem Wanderer bietet sich hier die Möglichkeit zu erleben, wie Eifel schmeckt. Aus der alten, bemosten Quelleinfassung ergießt sich ein permanenter Strahl des mineralischen Wassers. Dieser Klang mischt sich mit dem Brausen der Autos der Bundesstraße, dem Rauschen der Blätter und dem Rauschen der Lieser, die nur wenige Meter entfernt talabwärts fließt.

50° 9’42.67″N 6°49’17.76″E

Im neuen Handbuch des renommierten Programms Engagierte Stadt wird das erfolgreiche Handeln in der Verbandsgemeinde Daun beleuchtet. Wie gelingt „Gemeinsames Wirken“? Wie rücken Menschen näher zusammen und organisieren gegenseitige Unterstützung fürs ganze Leben? Im Rahmen des WEGE-Prozesses entwickeln die Menschen der Region Modelle für ein gelingendes Zusammenleben in der Zukunft. Die hier entstehenden Sorgenden Gemeinschaften sind bundesweites Vorbild für Andere, die sich auf ähnliche Wege begeben.

Im Handbuch, das aus zahlreichen Erfahrungen die Erfolgsfaktoren für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland zusammenfasst, seht der Eifeler Dr. Tim Becker als Themenpate für die Wirkungen, die durch gezieltes Zusammenarbeiten erzielt werden können.
Das Handbuch kann auf den Internetseiten der Engagierten Stadt hier heruntergeladen werden.

Im Volksmund wird er „Kotzdrees“ genannt. Nach wenigen Augenblicken des Lauschens wird deutlich warum. Der unregelmäßig eruptive, würgende, speiende Klang erinnert sehr an entsprechende Reflexe des Menschen. Dabei ist er einer der schönsten Dreese. Leider ein wenig vergessen und je nach Witterung nicht trockenen Fußes erreichbar – dennoch besonders im Geschmack.

50°12’20.68″N 6°49’39.22″E

Mit ein wenig Glück kann man den Schwarzstorch in diesem Tälchen am Nohner Bach beobachten. Nicht weit von hier nistet der seltene große Vogel. Der Bodenbacher Drees liegt in offenem Gelände mit einzigartigem Blick in die umgebende Landschaft. Eine hölzerne Liege lädt zum Ruhen und Beobachten ein. Die Quelle ist durch Basaltstelen umgeben, welche Geräusche wie das Rauschen des Baches mindern. So kann man ausgezeichnet die leise zerplatzenden Bläschen hören, die aus dem offenen, rostbraunen Quelltopf aufsteigen. Ein leises Knistern ist in unregelmäßigen Abständen zu vernehmen. Immer wieder anders. Nahezu magisch.

Die Hinweistafel nahe des Dreeses verzeichnet folgende Konzentrationen der gelösten Elemente: Kationen: Natrium (Na) 320 mg/l | Kalium (K) 8,9 mg/l | Calcium (Ca) 103 mg/l Magnesium (Mg) 154,2 mg/l | Eisen (Fe) 0,42 mg/l | Mangan (Mn) 0,05 mg/l Anionen: Hydrogencarbonat (HCO3) 2049,6 mg/l | Nitrat (NO3) 2,40 mg/l | Chlorid (Cl) 11,5 mg/l Wassertemperatur: 13,4 °C

Hydrogencarbonat – HCO3 Hydrogencarbonat, ein Salz der Kohlensäure, ist säureneutralisierend. Es bildet sich, wenn das Wasser kalksteinhaltige Schichten durchläuft. Ein höherer Gehalt von Hydrogencarbonat wirkt sich auf den Geschmack des Dreeses aus: er schmeckt weniger säuerlich. Zudem soll es den Säure-Base-Haushalt des Körpers positiv beeinflussen, etwa Sodbrennen und Harnwegsleiden mindern. Der Bodenbacher Drees weist eine hohe Konzentration an Hydrogencarbonat auf – mehr als in den handelsüblichen Mineralwässern.

Aufnahmeort: Bodenbacher Drees

50°18’29″N 6°50’19″E

Die Dauner Thesen 2019 stellen das Thema Resilienz in Unternehmen im Kontext ländlicher Entwicklungsprozesse in den Fokus der Betrachtung und speisen diese Erkenntnisse in den Diskurs rund um die Resilienz ländlicher Räume ein.

Siehe auch: https://www.vgv-daun.de/

Im Interview mit Anke Petermann.

„Mangel an Ärzten und Pflegekräften, Zwang zur Effizienz, hohe Qualitätsstandards: Die Gründe für die Schließung von Stationen oder ganzen Krankenhäusern hierzulande sind vielfältig. Wie erleben Betroffene und ihre Familien diese Entwicklung?“

Der Beitrag des Deutschlandfunks kann hier als Podcast nachgehört werden:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/personalmangel-und-kostendruck-wenn-stationen-und.976.de.html?dram:article_id=472170

Mensch Heimat | Wir aus Daun

Pressetext SWR: „Ein Schluck aus dem Drees, ein Spaziergang entlang der Maare, das ist die Eifel. Drei Menschen aus Daun setzen sich auf ihre ganze eigene Art und Weise für den Erhalt ihrer Heimat ein – die Naturerlebnispädagogin Trudi Osiewacz, der Kultur- und Musikwissenschaftler Dr. Tim Becker sowie Spitzenkoch Stefan Kessler.

Mensch Heimat- das sind Liebeserklärungen von drei Menschen an ihre gemeinsame Heimat. Sie leben da, wo andere Urlaub machen.“

Der SWR begleitete Tim Becker, wie er mit Sven Nieder und Mario Reis in Bäche der Eifel steigt, mit Darscheidern Platt spricht und den Florinshof in Gillenfeld besucht. Danke an das Team um Uli Langguth!

Der Beitrag wurde im SWR Fernsehen erstmals am 21. Februar ausgestrahlt.

Sven Nieder geht der Natur der Vulkaneifel mit all ihren Facetten gerne auf den Grund. Seine Fotografien zeigen den besonderen Augenblick, in welchem Licht und Natur für ihn das tiefe Gefühl widerspiegeln: „Das ist Eifel“. Dr. Tim Becker horcht, wann immer es möglich ist, mit Leidenschaft in die Klangwelt seiner Heimat hinein. Für die Arbeit am Kalender 2020 der Kreissparkasse Vulkaneifel entwickelten beide die Idee, Fotografie und Klangaufnahmen in einem künstlerischen Konzept zusammenzubringen. Nicht in der zeitgleichen Verbindung von Bild und Ton, sondern aus der je eigenen Perspektive des Fotografen und des Musikwissenschaftlers. Hierzu stellten sie sich über ein Jahr hinweg, meist unabhängig voneinander und zu unterschiedlichen Zeiten, in die Flüsse und Bäche der Vulkaneifel, blickten und horchten. Mit dem Auge und Ohr dicht über der fließenden, gurgelnden und strudelnden Wasseroberfläche.

In diesem Podcast hören Sie die Klangaufnahmen aus den Eifeler Flüssen.

Ansinnen des Podcasts ist es, mit einem einfachen Versuchsaufbau an bestimmten Orten fließendem Wasser und den mannigfaltigen Geräuschen der Umgebung für 3 Minuten nachzulauschen. Ein einfaches digitales Aufnahmegerät mit Windschutz, auf einem kleinen Stativ montiert, steht der Klangquelle gegenüber oder lauscht im vorgefundenen Klangraum mehreren akustischen Ereignissen. Dabei wird der jeweilige Klang nicht für ein inszeniertes Hören im Konzertsaal oder auf einer High-End-Hifi-Anlage aufgezeichnet und weiterverarbeitet, sondern möglichst so aufgefangen, wie wir unsere Ohren an diese Orte mitbringen und dort spontan mit dem bewusstem Hin-Hören beginnen. Ein lauschendes Eintauchen in einen Ort, an welchem aus ganz bestimmten Gründen Wasser in Bewegung ist. Für 10 Minuten. Ohne gesprochenes Wort.

Die Eifel ist ein Wasserland. Westwinde vom Atlantik wringen beharrlich ihre mitgeführten Wolken an den Hügeln und Bergen aus. Die Ardennen und Eifelhöhen bilden für sie den ersten nennenswerten Widerstand. Eifelwetter ist ohne Regen nicht denkbar. Manch Eifeler ist mit allen Wassern gewaschen. Wasser fließt seit jeher hier so reichlich, dass frühe Chronisten und Vermesser der Welt von diesem Fleckchen Land gar behaupten: »Von den Astrologis wird es Cloaca Planetarum genennet, weil der himmel allda meistens voller Wolcken und Regen hängt«(1) – als strömten alle Wasser der Welt hinab in die Täler. Maare, Moore, Dreese, Quellen, Bäche, Flüsse, einzigartig ist die Eifel auch dank ihres Wassers. Der Geruch eines Herbstwaldes nach langem Regen steigt hier anders als irgendwo sonst in die Nase. Der Klang des Gurgelns und Sprudelns der vielen Dreese ist in seinem Variationenreichtum einzigartig. Und Menschen auch weit jenseits der Eifel kennen den Geschmack eifeler Mineralwässer.

Das Reizvollste mag jedoch sein, dem Weg des Wassers zu folgen. Den Verlauf der Bäche und Flüsse begleiten die schönsten Wege im Herzen Europas, durch Wälder und Schluchten, vorbei an unzähligen Mühlen und sagenumwobenen Orten: »Vom Wasser haben wir’s gelernt«, das Wandern …

1) Antoine Augustin Bruzen de La Martinière: Historisch-politisch-geographischer Atlas der gantzen Welt, Leipzig 1749, Sp. 1015.

Eine Eigenschaft teilen sich der kleine Fluss Lieser in der Vulkaneifel und die Petronas Towers in Kuala Lumpur: Von der Quelle in Boxberg bis zur Mündung in Lieser an der Mosel fließt das Wasser etwa 452 m durch die Eifeltäler hinab, entsprechend der Höhe der malaysischen Zwillingstürme. Knapp 10 Sekunden würde das Wasser im freien Fall benötigen, von den Turmspitzen bis zum Boden. Für diesen Weg nimmt die Lieser rund 74 Kilometer in Richtung Mosel.

Auch wenn die Lieser eines der längsten Flüsschen der Eifel ist, durchläuft sie nur vergleichweise wenig zivilisatorische Gebiete. Weite Strecken grenzt keine Ortschaft an ihr Ufer, nur wenig konnte der Mensch ihr abringen, an ihr begradigen oder kanalisieren oder schlichtweg verschandeln. Auch deshalb ist der Lieserpfad einer der schönsten Wanderpfade, den die Eifel zu bieten hat. Er ermöglicht über weite Strecken ein Eintauchen in ein ursprüngliches, unverstelltes Erleben von Natur. Ohne flankierende Straßen, ohne Motorengeräusche, mit dem Rauschen des Wassers, des Waldes und dem Gesang der Vögel. Jede Biegung birgt neue, überraschende Perspektiven. An den Manderscheider Burgen vorbei oder der ein oder anderen Mühle, deren Mühlrad schon von weitem zu hören ist, stellt sich dem entschleunigten Wanderer die Frage, wie es in früheren Zeiten wohl zugegangen ist.

Quellhöhe: 560 m | Mündungshöhe: 108 m | Höhenunterschied: 452 m | Länge: 74 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Lieser

Aufnahmeort: Lieserpfad an der Üdersdorfer Mühle.

Kaum eine Flusslandschaft der Eifel ist so eindrucksvoll entstanden, wie der Alfbach in der Strohner Schweiz. Einst versperrten Lava-Ströme des Wartgesberg-Vulkans den ursprünglichen Verlauf des Wassers. Ein großer See staute sich auf, dessen Ebene heute noch zwischen Gillenfeld und Strohn gut zu erahnen ist. Einige Ewigkeiten bedurfte es, um den harten Damm dann endlich zum Wanken zu bringen. Mit ein wenig Phantasie sieht es so aus, als hätten Wassermassen das vulkanische Gestein in einem Augenblick durchbrochen, und Unmengen an Gestein mit sich gerissen. An den Flanken des Tals der Strohner Schweiz liegen große und kleine Brocken aus Fels wild verstreut und im brausenden Alfbach türmen sich Äste und Stämme, bevor das Wasser wieder in ruhigere Gefilde Richtung Sprinker Mühle entlassen wird.

Die neu gestaltete Quelle des Alfbachs liegt nördlich von Darscheid auf der Gemarkung Hörscheid. Von hier schlängelt sich das zunächst noch kleine Bächlein durch feuchte Wiesen, am verlassenen Dorf Allscheid vorbei, Mehren entlang bis Gillenfeld, um kurz hinter Strohn, dort wo die Lavabombe steht, über die Felsen hinabzuspringen.

Quellhöhe: 549 m | Mündungshöhe: 95 m | Höhenunterschied: 454 m | Länge: 52 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Alf

Aufnahmeort: Strohner Schweiz

Das Naturschauspiel des Wasserfalls Dreimühlen bei Nohn ist eher beiläufig entstanden – und menschengemacht. Drei Quellbächlein wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zusammengefasst und weitergeleitet, um einer mittlerweile stillgelegten Bahnstrecke Raum zu geben. Seither fällt das rund 50 Meter lange Bächlein über Stufen knapp 6 Meter in die Tiefe und lagert unermüdlich Kalk ab. Etwa 10 cm wächst der Wasserfall hierdurch pro Jahr, zwei bis drei Millimeter pro Tag. Kinder, die heute geboren werden, dürften während ihrer Lebenszeit acht bis neun Meter weiteren Wachstums beobachten können. Womöglich verändert der Wasserfall dann auch ein wenig den Verlauf des Ahbachs, in den er mündet, wenn der Mensch nicht erneut Hand anlegt.

Der Ahbach entspringt bei Betteldorf und durchfließt das malerische Tal des Dreiser Maarkessels. Wäre er nur knapp einen halben Kilometer südlicher entsprungen, würde sein Wasser bis zur Mosel fließen. So fließt er über die Ahr, die ihren Weg in den Rhein findet.

Quellhöhe: 559 m | Mündungshöhe: 331 m | Höhenunterschied: 228 m | Länge: 21 km
Mündungsfluss: Ahr | Mündungsort: Ahrdorf

Aufnahmeort: Wasserfall Dreimühlen bei Nohn

Der Hillesheimer Bach begleitet die Wanderer das erste Stück auf ihrer neunten Etappe des Eifelsteigs von Hillesheim nach Gerolstein. In rund fünfeinhalb Stunden sind 20 km zu bewältigen, die einen faszinierenden Einstieg in die vielfältigen Facetten der Vulkaneifellandschaft bieten. Kurz nach dem Start öffnet sich das malerische Bolsdorfer Tälchen zu einer weiten Wiesen- und Bachlandschaft. Doch auch Spaziergänger lädt das Tal zu sinnlichem Erleben der Natur ein. Ein Barfußpfad gibt die Anregung, das bewusste Gehen auf Natur-Materialien der Vulkaneifel intensiv zu erfahren.

Wie in vielen Bereichen der Eifel ist hier ein Wandel von einem Nutz- und Abwasserbach, hin zu einer naturnahen Wahrnehmung des Lebensraums Wasser zu verzeichnen. Ein Bach wird nicht mehr als Hindernis betrachtet, welchem durch Begradigung und Drainagen zu Leibe gerückt wird, sondern als wertvoller Raum, den es von menschlicher Kurzsicht zu befreien gilt. Derzeit wird der Hillesheimer Bach in seinem Verlauf durch verschiedene Maßnahmen renaturiert, um dem Leben im und am Wasser wieder Chancen zur reichhaltigen Entfaltung zu geben.


Quellhöhe: 547 m | Mündungshöhe: 383 m | Höhenunterschied: 164 m | Länge: 7 km
Mündungsfluss: Kyll | Mündungsort: Bolsdorf

Aufnahmeort: Bolsdorfer Tälchen

Die Kyll ist der längste und wasserreichste Fluss der Eifel. Knapp 128 km schlängelt er sich von der belgischen Grenze bei Losheim durch Wiesen und Felsen bis zur Mündung in die Mosel bei Trier-Ehrang. 537 m Höhenunterschied liegen zwischen Quelle und Mündung. Dreieinhalbmal die Höhe des Kölner Doms überwindet das Wasser. Ähnlich geschichtsträchtig wie bei der Entstehung des steinernen Weltkulturerbes dürfte es auch an den Ufern der Kyll im Laufe der Jahrhunderte zugegangen sein. Straßen und Wege der Römer folgten ihrem Lauf, Siedlungen von Kelten, die der Kyll ihren Namen gaben (gilum), entstanden und vergingen, bis sie und ihre angrenzenden Felder und Wälder zum Lebens- und Verkehrsraum der Moselfranken wurden. In alten Urkunden markiert die Kyll Grenzen zu Jagdrevieren der Trierer Kurfürsten und Adeligen. Sie war ein wichtiger Kommunikationsweg ihrer Herrschaft. Das Wasser der Kyll wurde zum Antrieb zahlreicher Mühlen genutzt, ihre Fische bereicherten die oft kargen Speisepläne der Eifeler. Im Zeitalter der Industrialisierung bot sie den Raum für die Schienen der Eisenbahn und bietet heute noch zahlreichen Bahnreisenden eine Aussicht auf die Eifellandschaft. Die Kyll prägt das Gesicht von Stadtkyll und Gerolstein, durchfließt den Landkreis Vulkaneifel vom Norden nach Süden und verlässt ihn bei Densborn in Richtung Eifelkreis.

Quellhöhe: 660 m | Mündungshöhe: 123 m | Höhenunterschied: 537 m | Länge: 128 km
Mündungsfluss: Mosel | Mündungsort: Trier-Ehrang

Aufnahmeort: Densborn

Die kleine Wirft entspringt an der B51 nördlich von Reuth und durchfließt eine Vulkanlandschaft an einer Flanke des Dehner Maares. Auf den rund 11 km ihres Weges umfließt sie Schönfeld, durchläuft viele Wald- und Waldrandgebiete, bis sie vor Stadtkyll an einer Ferienanlage vorbeifließt, aufgestaut wird und einen kleinen See bildet. Hiernach läuft die Wirft durch Stadtkyll und mündet in die Kyll.

Für Naturbegeisterte hat das Wirfttal einen besonderen Reiz. Seltene Schmetterlinge, Schwarzstorch oder Eisvogel gehören zu den Bewohnern von Bachlandschaft, Feuchtwiesen und Wäldern. Zur Wassergewinnung für Schüller wurde im Wirfttal lange Zeit eine sogenannte Lambachpumpe eingesetzt, welche die Kraft des gewonnenen Quellwassers selbst nutzte, um die Leistung zu erbringen, das Wasser in höhergelegene Stationen zu pumpen. Heute ist sie ein Technik-Denkmal.

Quellhöhe: 600 m | Mündungshöhe: 447 m | Höhenunterschied: 153 m | Länge: 11 km
Mündungsfluss: Kyll | Mündungsort: Stadkyll

Aufnahmeort: Vor den Toren Stadtkylls

Wasser war viele Jahrhunderte die bedeutendste Kraft der Eifel. Das Wissen, mittels Mühlgräben, Stauwehren, Rädern, Achsen und Transmissionsriemen auch aus den kleinsten Rinnsalen übermenschliche Kraft zu gewinnen, um gewaltige Arbeiten zu verrichten, war überlebenswichtig. Korn zu Mehl zu mahlen bedeutete die wichtigste Sicherung der Ernährung. Aber auch mittels Hammerwerken erzhaltiges Gestein zu ertrümmern, um Eisen zu gewinnen, Holz zu sägen, um Baustoffe herzustellen, erleichterte das Leben enorm. Wenn Mühlen Feuer fingen und niederbrannten, was nicht selten geschah, bedeutete dies eine Katastrophe für ganze Landstriche. Das technische Verständnis für die Mühlwerke sicherte den zahlreichen Müllersfamilien der Eifel einen bescheidenen Wohlstand. Viele Müller im Laufe der Jahrhunderte kamen von außerhalb in die Eifel, gründeten Familien und gaben ihr Wissen an die nächsten Generationen weiter. So auch an den zahlreichen Mühlen entlang der Üß.

Der enge und steile Weg zur Strotzbüscher Mühle hinab in das enge Tal des Üßbachs lässt auch heute noch erahnen, wie mühsam und gefährlich es gewesen sein musste, mit Ochsen- oder Handkarren den Zielort zu erreichen. Heute kommen die Menschen zur Erholung, schlagen ihr Zelt auf, angeln, entspannen und genießen die Ruhe des abgeschiedenen Orts – und einen Schluck aus einer 19,2 Grad Celsius warmen Mineralquelle.

Quellhöhe: 493 m | Mündungshöhe: 101 m | Höhenunterschied: 392 m | Länge: 49 km
Mündungsfluss: Alfbach | Mündungsort: Alf

Aufnahmeort: Unweit der Strotzbüscher Mühle